Kunstlicht-Untersuchungen mit Mensch und Tier
Dass Tiere auf Lichtverschmutzung empfindlich reagieren, haben Studien bereits beweisen. So haben etwa Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen herausgefunden, dass unter dem Einfluss nächtlicher künstlicher Beleuchtung vier von sechs untersuchten Singvogelarten früher im Jahr zu singen beginnen. Die Forscher verglichen vom Winter zum Frühjahr dunkle Lebensräume mit solchen, die von Straßenlaternen beleuchtet waren. Das Kunstlicht wirkte sich dabei sowohl auf die morgendlichen als auch die abendlichen Gesänge aus. Besonders die Frühaufsteher unter den Vögeln singen früher im Jahr. Sie scheint das Kunstlicht stärker zu beeinflussen.
Und auch der Mensch bleibt von den Folgen der Lichtverschmutzung nicht verschont. So hat zum Beispiel eine Studie der Pädagogischen Hochschule Heidelberg mit mehr als 1.500 Schülern im Jahr 2012 gezeigt, dass sich nächtliche Helligkeit auch auf den Menschen auswirkt. Je heller es nachts in den Wohngebieten ist, desto später gehen Jugendliche ins Bett. Dies hat Auswirkungen auf ihr Schlafverhalten, ihr Wohlbefinden und auf ihre Schulleistung. Jugendliche, die in nachts hell beleuchteten, städtischen Wohnvierteln schlafen, haben einen deutlich späteren Tagesrhythmus als Jugendliche in dunkleren, ländlichen Gebieten. Die Forscher fanden zudem heraus, dass auch die häufige und späte Nutzung von elektronischen Bildschirmmedien einen starken Einfluss auf den Tagesrhythmus hat.
Doch Andreas Jechow ist der Meinung, dass man den Begriff Lichtverschmutzung nicht überstrapazieren sollte. „Künstliches Licht bringt uns auch viele Annehmlichkeiten“, sagt er. „Aber es gibt jenseits der Energieeinsparung gute Gründe etwas sorgsamer mit künstlichem Licht in der Nacht umzugehen.“