„Wir alle spürten, wie klein wir sind“
Der Astrofotograf Petr Horálek im Interview
s sind fantastische Bilder des Universums, die die Mitglieder des Fotografennetzwerkes „ESO Ambassadors“ der Europäischen Weltraumorganisation ESO fast täglich der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Dafür arbeitet die ESO mit Fotografen aus aller Welt zusammen. Die meisten Bilder entstehen in Chile, rund um das Paranal- und das La Silla-Observatorium, sowie um das ALMA-Teleskop. Einer der ESO-Fotografen ist Petr Horálek. Im Interview spricht er über seine Leidenschaft – die Astrofotografie.
Wie bist Du zur Astrofotografie gekommen?
Während meines Studiums der Astrophysik an der Masaryk-Universität in Brno begann ich meinen ersten Job als Beobachter von Feuerbällen beim Astronomischen Institut der Tschechischen Republik in Ondrejov. Ich benutzte Kameras mit Film. Das Observatorium war Teil eines internationalen Netzwerks, das Meteore beobachtete. Man berechnete, ob ein kosmisches Gestein auf den Boden fiel oder in der Atmosphäre verglühte. Das war sehr wichtig und aufregend, konnte aber manchmal langweilig sein. Das Einzige, was ich tun musste, war, alle drei oder vier Stunden den Film zu wechseln und das Wetter auf unerwünschte Veränderungen zu überprüfen. Ich hatte also sehr viel Zeit. Aber ich verdiente etwas Geld, so dass ich mir meine erste Kamera kaufen konnte. Damit versuchte ich einen Dokumentarfilm über den Himmel zu drehen. Ich hatte nicht vor, Fotograf zu werden. Irgendwie merkte ich aber, dass man die Daten der Zeitrafferaufnahmen für schöne Bilder verwenden konnte. Also lernte ich, wie man die Bilder bearbeitet, vor allem mit der Hilfe von Prof. Miloslav Druckmüller. Das war im Jahr 2011. Heute bin ich immer noch dabei.
"Es gibt keinen bestimmten besten Ort auf der Welt. Aber es gibt die besten Momente, die damit verbunden sind." - Petr Horálek
Was reizt Dich besonders an der Astrofotografie?
Vor allem das Präsentieren der Wunder des Himmels. Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie daran teilhaben können. Da fällt mir natürlich als erstes die totale Sonnenfinsternis ein. Sie ist wahrscheinlich das schönste Phänomen - nicht nur unter den astronomischen Phänomenen, sondern unter allen Naturphänomenen. Ein Freund von mir, Václav Knoll, der leider verstorben ist, pflegte zu sagen, dass die totale Sonnenfinsternis das einzige Phänomen am Himmel ist, das immer Beifall erhält. Vor allem die Leute, die sie noch nie gesehen haben, sind einfach nur überwältigt von dem, was da passiert. Sie starren mit offenem Mund stumm in den Himmel, ohne zu atmen. Sie glauben nicht, dass dieses Spektakel von der Natur ohne menschlichen Einfluss geschaffen wurde. Die neun totalen Sonnenfinsternisse waren die atemberaubendsten Phänomene, die ich je gesehen habe.
"Ich habe viele wunderbare Momente unter dem südlichen Himmel erlebt." - Petr Horálek
Was ist Dir in besonderer Erinnerung geblieben?
Ich habe viele wunderbare Momente unter dem südlichen Himmel erlebt. Vor allem mit dem Zentrum der Milchstraße über meinem Kopf, das in Europa nicht sichtbar ist, weil es nicht weit über den Horizont hinausragt. Ich erinnere mich an das erste Mal, als ich 2010 auf den Cook-Inseln das Zentrum der Milchstraße sah und eine tiefe Verbundenheit spürte. Ich lag am Strand und wartete auf den dunklen Himmel. Ich konnte nicht glauben, dass ich die Milchstraße so sehen konnte, wie ich sie von den Bildern kannte. Aber man kann all die Strukturen und all die wunderbaren Teile der Galaxie mit den eigenen Augen sehen. Ich bin froh, dass ich Fotobotschafter der ESO geworden bin und sie in Chile wiedersehen und fotografieren konnte. All diese Fotos erinnern mich an meinen ersten wundersamen Moment, als ich die Milchstraße auf der Südhalbkugel sah.
Und dann war da auch das besondere Gefühl, das mich beim Besuch des Hoba-West-Meteoriten ergriff. Im Jahr 2015, besuchte ich diesen größten jemals gefundenen Eisenmeteoriten mit anderen Astrofotografen. Wir alle spürten plötzlich, wie klein wir sind und wie viel Glück die Menschheit hat, auf diesem Planeten zu sein. Wir sind vor so vielen tödlichen Gefahren des Universums geschützt durch die Erdatmosphäre, unser natürliches Schutzschild. Ich stellte mich respektvoll auf den Meteoriten ein und machte ein Bild von mir selbst unter der Milchstraße. Ich blickte demütig in den Himmel, während die Kamera arbeitete, und dachte daran, wie der Stein, auf dem ich stand, irgendwo dort oben im Sonnensystem, reiste, bevor er auf die Erde fiel. Glücklicherweise zerstörte er nicht viel, so dass meine Existenz und dieser Moment möglich waren.