Fantastische Welten im Museum
Joshua Vermillion ist einer, der die schon heute vielfältigen Möglichkeiten der Artifiziellen Intelligenz ausgetestet. Nicht selten muss man zweimal hinschauen, bis man sich sicher sein kann, ob ein Bild am Computer erschaffen oder mit einer Kamera aufgenommen wurde. | © Abbildungen: Joshua Vermillion

Fantastische Welten im Museum

17. März 2023 | von Thorsten Naeser

Die Kunstausstellung, die Joshua Vermillion in der Welt seiner Gedanken erschafft, möchte man als Besucher sofort mit allen Sinnen erfahren. Die neuesten Arbeiten, die der Kunstprofessor von der Schule der Architektur an der Universität von Nevada (USA) u.a. auf instagram zeigt, sind gewaltige virtuelle Installationen aus Farbe, Formen und Licht. Bunte, durchsichtige Blasen hängen von den Decken, geriffelte Lichtkaskaden erleuchten tiefschwarze Räume. Und mitten drin die Menschen, die staunen und sich geradezu klein ausnehmen neben den Installationen. 

Es ist fast schon schade, dass man diese futuristisch anmutenden Räume wohl nie in Realität betreten wird. Denn sie sind alle geschaffen durch Artifizielle Intelligenz (AI) am Computer. Solche Bilderschaffungen durch künstliche Intelligenz (KI) ist sicher ein Thema, das man kontrovers diskutieren kann und sollte. Doch unzweifelhaft ist, dass mit ihrer Hilfe der Fantasie ihrer Nutzer nur noch wenige Grenzen gesetzt sind. Nicht selten muss man zweimal hinschauen, bis man sich sicher sein kann, ob ein Bild am Computer erschaffen oder mit einer Kamera aufgenommen wurde.

Joshua Vermillion ist einer, der die schon heute vielfältigen Möglichkeiten der Artifiziellen Intelligenz ausgetestet. Vorwiegend mit dem Programm MidJourney lässt er seinen fantastischen Ideen der Raumgestaltung freien Lauf.

So erschafft Vermillion seine faszinierenden Kunstausstellungen in virtuellen Museen. Zuvor hat er dies lange analog getan. „In den letzten zwanzig Jahren habe ich Exponate und vor allem Installationen entworfen und hergestellt“, erzählt Vermillion. „Das Faszinierende an ihnen ist, wie wir sie einsetzen können, um eine Umgebung und die Erfahrung eines Raumes zu verändern, aber mit einem geringen Fußabdruck sozusagen. Es ist viel einfacher, den Innenraum mit einer Rauminstallation auszustatten, als die eigentliche Architektur umzugestalten.

„Die Idee ist, KI- als kreatives Medium zu hinterfragen: Was kann sie anders machen als in der Fotografie oder Malerei?" – Joshua Vermillion

Jetzt lässt Vermillion seinen sprudelnden Ideen für Kunstausstellungen am Computer freien Lauf. „Ich probiere Ideen mit KI aus, die sich nicht so leicht realisieren lassen würden, die man vielleicht nicht bauen kann, oder für die ich viel mehr Zeit bräuchte, um sie zu modellieren, zu zeichnen, zu rendern und zu prototypisieren“, erklärt er. „Die Idee ist, KI- als kreatives Medium zu hinterfragen: Was kann sie anders machen als in der Fotografie oder Malerei?

Vermillion ist sich sicher, die KI wird sich weiterentwickeln, sie ist nicht aufzuhalten. „Die Dinge werden sehr interessant, und zwar sehr schnell. Ich denke, die größte Veränderung, die wir erleben werden, ist die Art und Weise, wie wir mit der KI kommunizieren werden,“ meint der Künstler. „Jetzt kann man dem Computer durch Sprache mitteilen, was man sehen möchte, und er erzeugt ein Bild. Ich glaube, diese neuen Möglichkeiten der Interaktion zwischen Mensch und Computer kratzen gerade mal an der Oberfläche, wie wir Computer künftig kreativ nutzen.“

„Als die Fotografie neu war, dachten Künstler, sie würde das Zeichnen und Malen zerstören. Letztendlich war das nicht der Fall, stattdessen hat sie sich ihren eigenen Platz in der bildenden Kunst erobert und ihre eigene Theorie und Praxis entwickelt. Ich würde vermuten, dass die mit Hilfe von KI erzeugten kreativen Medien ähnlich sein werden." – Joshua Vermillion

Könnte es passieren, dass die KI einmal die Fotografie ablösen wird? Daran glaubt Vermillion nicht. „Ich hoffe, dass sie die Fotografie nicht ersetzen wird, und ich glaube auch nicht, dass sie es wird“, zeigt er sich überzeugt. „Als die Fotografie neu war, dachten Künstler, sie würde das Zeichnen und Malen zerstören. Letztendlich war das nicht der Fall, stattdessen hat sie sich ihren eigenen Platz in der bildenden Kunst erobert und ihre eigene Theorie und Praxis entwickelt. Ich würde vermuten, dass die mit Hilfe von KI erzeugten kreativen Medien ähnlich sein werden. Mir geht es nicht darum, die Fotografie zu ersetzen, sondern vielmehr um die Frage, was dieses Werkzeug oder Medium kann, was die anderen nicht können“, sagt er.

 

Homepage: vermillion.faculty.unlv.edu

Instagram: joshuavermillion