Eine technische Meisterleistung
nsere Augen sind eine technische Meisterleistung. Wie filigran die Augen von Säugetieren tatsächlich aufgebaut sind, haben Bryan William Jones und Robert E. Marc vom National Institute of General Medical Sciences an der University of Utah eindrucksvoll dargestellt. Sie haben das Auge einer Maus fotografiert und die verschiedenen Bereiche unterschiedlich eingefärbt. Mehr als 70 Zelltypen gibt es im Auge von Säugetieren. Die verschiedenen zellulären Strukturen haben die beiden Forscher durch die unterschiedliche Einfärbung sichtbar gemacht. Jeder Farbton repräsentiert einen bestimmten Zelltyp. Links im Bild erkennt man die pfirsichfarbenen Zellen von Augenmuskeln, im Zentrum des Auges bilden die Netzhautzellen ein ringförmiges Muster.
Der komplexe Aufbau unserer Augen befähigt sie zu wahren Höchstleistungen. Unsere Sehzellen sind so raffiniert verschaltet, dass wir sowohl nah als auch fern scharf sehen. Wir registrieren einzelne Photonen. Andere Säugetiere sehen selbst Ultraviolett- oder Infrarotlicht und sogar Magnetfelder.
Entwickelt haben sich die Augen der Säugetiere über mehr als 500 Millionen Jahre. Die Zellen des Organs stammen vermutlich aus Zellen des Gehirns von Würmern. So untersuchten Wissenschaftler von der Uni Mainz vor einigen Jahren das Gehirn des Meereswurm Platynereis dumerilii, einem lebenden Fossil. Die Gehirnzellen dieses Wurms glichen in ihrer Form den Zapfen und Stäbchen im menschlichen Auge. Den entscheidenden Nachweis lieferte der so genannte molekulare Fingerabdruck der Gehirnzellen des Wurms. Die Forscher fanden das lichtempfindliche Molekül Opsin, das dem Opsin in den Zapfen- und Stäbchenzellen des Menschen auffallend ähnlich war. Ein deutlicher Hinweis auf einen gemeinsamen evolutionären Ursprung. Im Verlauf der Entwicklung haben sich die lichtempfindlichen Gehirnzellen als Augen ausgestülpt und sind zu den Sehzellen des menschlichen Auges geworden, vermuten die Forscher.