Wer hat an der Uhr gedreht?
Wissenswertes zur Zeitumstellung
lle Jahre wieder und das gleich zweimal, stellen wir unsere Uhren im Zuge der Zeitumstellung um. Am kommenden Wochenende steht erneut der Wechsel von der Winter- auf die Sommerzeit an. 2018 wollte die Europäische Union diese geltenden Regelungen der saisonalen Zeitverschiebungen auf ihre Zweckmäßigkeit überprüfen und letztlich mit dem Jahr 2021 abschaffen. Bislang herrscht jedoch nach wie vor Uneinigkeit bei den einzelnen Mitgliedsstaaten. Und so ticken nicht nur unsere Zeitmesser, sondern auch wir und unser Biorhythmus ab der nächsten Woche wieder anders.
Wir alle sind damit vertraut: im Sommer wird es früher hell und später dunkel und im Winter ist es genau andersherum. Während wir in der kalten Jahreszeit zumeist den Einbruch der Dunkelheit noch während der Arbeitszeit erleben und der Tag damit gefühlt auch schon zu Ende geht, gehen wir ab dem einsetzenden Frühling noch Stunden später in die Natur, den Biergarten oder zur Grillparty. Licht ist eben Leben, auch wenn Metropolen wie New York bekanntlich niemals schlafen.
Unser Zeitsystem basiert darauf, dass wenn die Sonne im Zenit steht, es 12.00 Uhr Mittag ist und die Mitternacht 12 Stunden später um 0.00 Uhr einsetzt. Das wurde Ende des 19. Jahrhunderts mit der Einteilung der 24 globalen Zeitzonen, die sich aufgrund der geographischen Längenunterschiede ergeben, weltweit einheitlich festgesetzt. Gleichzeitig kam die Idee auf, saisonale Zeitverschiebungen einzuführen, um die abweichenden Tageslichtzeiten auszugleichen.
Energieeffizienz in Zeiten des Krieges
Weltweit und erstmalig und wurde die Sommerzeit allerdings 1916 im Deutschen Reich und Österreich eingeführt, also inmitten des Ersten Weltkrieges. Zuvor gab es Bedenken, dass wenn nicht eine einheitliche Lösung für alle umgebenden Ländern geschaffen würde, es zu erheblichen Schwierigkeiten, etwa bei der Regelung des internationalen Eisenbahnverkehrs und auch des Handels käme. Probleme, die zumindest der Globetrotter von heute zu meistern weiß. Insofern bot sich die Zeit des Krieges förmlich an, da der internationale Reiseverkehr mehr oder minder zum Erliegen kam. Durch diese neu geschaffene Regulierung der Zeit, die bezweckte, den frühzeitigen Tagesanbruch im Sommer auszunutzen, indem man das Zeitsystem offiziell um eine Stunde vorverlegte, um damit den Abend früher einzuläuten, wollte man energieeffizienter handeln. Man ging davon aus, dass wer früh aufsteht, auch früher zu Bett geht. Somit bliebe das Licht am Abend eine Stunde länger aus. Und gerade in Zeiten des Krieges, wo die Ressourcen knapp und wertvoll sind, erschien dies zumindest als gute Lösung zur Energieeinsparung für die allgemeine Bevölkerung. Das bis heute anhaltende Argument zur Optimierung des Energiehaushaltes war geboren! Die Kriegsgegner taten es den Deutschen gleich, um selbst diesen Vorteil für sich zu nutzen. Doch schon 1919 schaffte die Weimarer Republik die zuvor als Kriegsmaßnahme eingeführte Sommerzeit wieder ab. In der weiteren Folge „experimentierten“ auf globaler Ebene die Länder mit der Zeitumstellung, durch die man sich nach wie vor Vorteile beim Energieverbrauch versprach. In den USA wurde dies z. B. sogar regional und lokal unterschiedlich geregelt, was flächendeckend zu geradezu unübersichtlichen und haarsträubenden Zuständen führte. Im Zweiten Weltkrieg wurde ab 1940 die Sommerzeit in Deutschland wieder aus taktischen Gründen eingeführt. Nach Ende des Krieges wollte man sie gar um zwei Stunden vorverlegen, wohl auch um die produktive Tageszeit im Zuge des Wiederaufbaus noch besser auszunutzen. Doch letztlich wurde mit der Gründung der beiden deutschen Staaten die Zeitumstellung wieder gänzlich beendet.