Unter Polarforschern
er Polarwind ist gnadenlos, er schlägt dem Betrachter förmlich entgegen. Man glaubt die eisige Kälte zu spüren, die der Logistik-Expertin Verena Mohaupt und dem Eisbärenwächter Audun Tholfsen entgegenschlagen, während die beiden schwere Forschungs-Ausrüstung durch die arktische Nacht in der Nähe des Nordpols tragen. Die Eisscholle unter ihnen hat sich dramatisch verschoben, Risse tun sich auf, Menschen und Material müssen in Sicherheit gebracht werden. Die Fotografin Esther Horvath hat die beiden bei ihrer gefährlichen Arbeit mitten in der Arktis fotografiert. Im Hintergrund des Bildes leuchtet schemenhaft, hell und in warmen Licht der deutsche Forschungseisbrecher „Polarstern“.
Zwischen 2019 und 2020 befand sich die „Polarstern“ des Alfred-Wegner-Instituts (AWI) in Bremerhaven auf einer besonders ambitionierten Arktisexpedition: Zum Jahreswechsel driftete der das Schiff, festgefroren inmitten einer Eisscholle, durch das Nordpolarmeer. Auf der MOSAiC-Expedition haben Wissenschaftler aus 20 Nationen die Arktis im Jahresverlauf erkundet. Mit ihnen überwinterte Esther Horvath. Als Fotografin des AWI begleitete sie die Polarforscher in die nördliche Kältekammer der Erde. Ihre Bilder und die Geschichten dazu hat sie, zusammen mit Sebastian Grote und Katharina Weiss-Tuider in dem Bildband „Expedition Arktis“ veröffentlicht.
Zwischen 2019 und 2020 befand sich die „Polarstern“ des Alfred-Wegner-Instituts (AWI) in Bremerhaven auf einer besonders ambitionierten Arktisexpedition: Zum Jahreswechsel driftete der das Schiff, festgefroren inmitten einer Eisscholle, durch das Nordpolarmeer.
Das Werk gibt einen fesselnden Einblick in das Leben und die Arbeit der Polarforscher. Als Leser erlebt man die gesamte Reise in eindrucksvollen Bildern. Horvath versteht es, die Atmosphäre an Bord des Schiffes, genauso wie die mühevollen wissenschaftlichen Arbeiten auf der Eisscholle rund um das Schiff in ihren Fotografien einzufangen. Ebenso beeindrucken ihre großformatigen Landschaftsaufnahmen, die den Bildband ergänzen.
„Ich habe mich in das Licht der Arktis verliebt“, erzählt Horvath in einem Interview, in dem Buch. „Wenn sich Sonne und Wolken bewegen, ändern sich damit auch oft die Farben im Eis. Orange, Lila und Blau. So ein Licht ist sonst nirgendwo zu finden“, sagt Horvath weiter. Und auch über die Schwierigkeiten in der eisigen Kälte zu fotografieren erzählt Horvath: „Die Kameras sind aus Metall und leiten die Kälte direkt in die Hände. Manchmal schmerzten die Hände so sehr, dass mir Tränen über das Gesicht liefen.“ Horvath umwickelte die Apparate mit Klebeband und baute sich einen speziellen Auslöser, den man auch mit klobigen Handschuhen bedienen konnte. Bei Schneestürmen waren die Schneebrillen vor den Augen besonders hinderlich: „Manchmal konnte ich nur erahnen, was ich im Sucher scharf gestellt hatte“, erzählt Horvath weiter.
Mit „Expedition Arktis“ ist Horvath ein stimmiger Bildband gelungen. Ihre Fotografien dokumentieren eine wissenschaftliche Großunternehmung, die uns viele neue Erkenntnisse über die klimatologischen Zusammenhänge des Systems Erde verschafft.
Trotz aller Widrigkeiten hat Horvath die Expedition großartig dokumentiert. Man kann sich in das Leben der Forscher hineinversetzen. Man begleitet sie bei der Arbeit, beim geselligen Beisammensein, beim Yoga oder der an der Reeling der Polarstern stehend mit versunkenem Blick in die endlose Ferne der weißen Landschaft. Informationen zu den Fotos liefern die kompakten Bildtexte und kurze Artikel. So bekommt man zudem einen Überblick über die wissenschaftlichen Ziele des Projekts.
Mit „Expedition Arktis“ ist Horvath ein stimmiger Bildband gelungen. Ihre Fotografien dokumentieren eine wissenschaftliche Großunternehmung, die uns viele neue Erkenntnisse über die klimatologischen Zusammenhänge des Systems Erde verschafft. Die Bilder erzählen jedoch vor allem Geschichten von Menschen, die den Klimawandel erforschen. Am Beispiel der Arktis machen sie eindringlich darauf aufmerksam, wie dramatisch fragil dieses Ökosystem ist.
Esther Horvath
Expedition Arktis
gebundene Ausgabe, 288 Seiten, 50.- Euro
Prestel Verlag
ISBN 978-3-7913-8669-0