Rekord-Gammastrahlenblitz aus den Tiefen des Weltraums
Künstlerische Darstellung eines Gammablitzes mit Jet. | © ICRR UTokyo / Naho Wakabayashi

Rekord-Gammastrahlenblitz aus den Tiefen des Weltraums

29. November 2019 | von Gunnar Bartsch / Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Astronomen haben einen Gammastrahlenblitz mit einer bislang noch nie gemessenen Energie beobachtet. Er stammt aus einer fünf Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxie. Daran beteiligt waren auch Wissenschaftler der Uni Würzburg.

Es war eine Sache von wenigen Minuten: Am 14. Januar 2019 registrierte das NASA Weltraumobservatorium Neil Gehrels Swift einen Helligkeitsanstieg aus der Richtung des Sternbilds Eridanus. Innerhalb von nur 22 Sekunden wurden die Koordinaten über das Internet weltweit verfügbar gemacht. Die Reaktion auf der Erde lief nicht langsamer ab: Nur 25 Sekunden dauerte es, bis Wissenschaftler auf der Kanarischen Insel La Palma die beiden dort stationierten MAGIC-Teleskope trotz ihres Gewichts von gut 64 Tonnen und ihrem Durchmesser von jeweils 17 Metern Durchmesser auf die Himmelskoordinaten des Weltraumwächters ausgerichtet hatten.

Spektakulär hohe Energien

Was die Teleskope dann entdeckten, sorgte unter Astronomen für Aufsehen und hat zu zwei Veröffentlichungen geführt, die jetzt in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature zu lesen sind. Demnach hat das internationale Forschungsteam, zu dem auch Astronomen der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) gehören, einen Gammastrahlenblitz aus einer Galaxie in über fünf Milliarden Lichtjahren Entfernung entdeckt. Die beobachteten Lichtquanten des Gammablitzes GRB 190114C erreichten dabei spektakulär hohe Energien, wie sie bisher noch nie beobachtet wurden. Der Gammablitz überstrahlte alle andere Quellen aufgrund seiner enormen Helligkeit. Die normalerweise hellste Gammaquelle, der als Krabbennebel bekannte Supernova-Überrest Messier 1, wurde um das Hundertfache übertroffen.

„Gammastrahlung ist eine mit der Röntgenstrahlung verwandte, sehr durchdringende elektromagnetische Strahlung, die kaum abgeschirmt werden kann. Sie wurde erstmals nur wenige Jahre nach der von Wilhelm Conrad Röntgen in Würzburg entdeckten Röntgenstrahlung in Straßburg von Paul Villard bei der Untersuchung radioaktiver Proben nachgewiesen“, erklärt Professor Karl Mannheim, Inhaber des Lehrstuhls für Astronomie an der JMU und Co-Autor der Nature-Publikationen. Gammastrahlung entsteht bei Kernprozessen, Antimaterie-Vernichtung und durch Stoßprozesse sehr energiereicher Elementarteilchen. Energiereiche Teilchen aus dem Weltraum, die als kosmische Strahlung bezeichnet werden, bombardieren permanent die Erdatmosphäre und sind für etwa die Hälfte der natürlichen ionisierenden Strahlung am Erdboden verantwortlich. Für die Entdeckung der kosmischen Strahlung erhielt der österreichische Physiker Victor Hess 1936 den Physik-Nobelpreis.