Pilz steuert Zombie
s ist fast schon etwas beängstigend was der Evolutionsbiologe und Naturschützer Roberto García-Roa von der Universität Valencia mit seiner Kamera da eingefangen hat. Seine Makroaufnahme zeigt, wie die Fruchtkörper eines parasitischen Pilzes aus einer Fliege herauswachsen. Der Neuroparasit hat sich in das Insekt eingenistet und dessen Gehirn infiltriert. Durch diese Gehirnwäsche kann er seinen Wirt zu jedem beliebigen Ort dirigieren. Das todgeweihte Insekt wird zum pilzgesteuerten Zombie.
Mit dem Foto hat das Foto von Roberto García-Roa den diesjährigen Wettbewerb des Fachmagazins „BMC Ecology and Evolution“ gewonnen. Wie in den vergangenen Jahren haben Forscher:innen aus aller Welt eine reichhaltige Sammlung von Bildern eingereicht. Eindringlich zeigen sie die ökologischen Herausforderungen, denen die Menschheit gegenübersteht.
Roberto García-Roa hat sein Bild im Naturschutzreservat des peruanischen Dschungels von Tambopata aufgenommen.
Roberto García-Roa hat sein Bild im Naturschutzreservat des peruanischen Dschungels von Tambopata aufgenommen. Dazu erklärt er: „Sporen des so genannten 'Zombie'-Pilzes (z. B. der Gattung Ophiocordyceps) infizieren Gliederfüßer, indem sie in ihr Exoskelett und ihr Gehirn infiltrieren. Das klingt nach Science-Fiction, ist aber im Tierreich Realität. Die befallenen Insekten wandern willenlos zu dem Ort, an den sie der Pilz leitet. Dort warten sie auf den Tod. Bis dahin ernährt sich der Pilz von seinem Wirt und produziert Fruchtkörper voller Sporen. Diese werden dann abgeworfen, um weitere Opfer zu infizieren.“
Die Jury des Wettbewerbs war gleich begeistert von Roas Foto. Jurymitglied Christy Anna Hipsley kommentiert: „Das Bild, vermittelt gleichzeitig Leben und Tod - eine Angelegenheit, die Zeit, Raum und sogar Arten übersteigt. Der Tod der Fliege gibt dem Pilz Leben“.
Ein von Brandon A. Güell eingereichtes Bild wurde als Zweitplatzierter in der Kategorie „Forschung in Aktion“ ausgewählt. Güell steht hüfttief in einem Teich im tropischen Tieflandregenwald auf der Osa-Halbinsel in Costa Rica, inmitten tausender gleitender Laubfrösche und ihrer auf Palmwedeln abgelegten Eier. Der Biologe erzählt: „Das Bild ist eine Erinnerung an das erste explosive Brutereignis, das ich im Rahmen meiner Dissertation beobachtet und fotografiert habe. Die Verhaltensweisen, die den Fortpflanzungserfolg der erwachsenen Tiere beeinflussen, sind nicht erforscht. Das Schlüpfen gleitender Laubfrösche ist ein hervorragendes Beispiel für eine hohe Anpassungsfähigkeit an die Umwelt. Denn Embryonen können vorzeitig schlüpfen, um Fressfeinden, Überschwemmungen, Austrocknung und anderen Gefahren für die Eier zu entgehen.
Originalveröffentlichung:
Harman, J., Hipsley, C.A., Jacobus, L.M. et al.
2022 BMC Ecology and Evolution image competition: the winning images.
BMC Ecol Evo 22, 99 (2022).
doi.org/10.1186/s12862-022-02049-y