Ein neuer Lichtfänger im All
it großer Spannung hat der Astroteilchenphysiker Dr. Nils Haag den Start des James-Webb Teleskops ins All verfolgt. Heute ist Haag zwar in der Laserphysik, im attoworld-Team der Ludwig-Maximilians-Universität tätig, jedoch begeistern ihn die Weiten des Weltraums immer noch. Er freut sich auf die neuen Entdeckungen, die das Teleskop seinen ehemaligen Kollegen weltweit ermöglichen wird.
Von Hubble zu James Webb
Seit jeher zieht uns der Weltraum unwiderstehlich in seinen Bann. Seine schier unvorstellbare Größe, die etwa hundert Milliarden Galaxien mit unzähligen Sternen und fremden Planeten beheimatet, lässt ebenso viel Raum für unsere Phantasie wie für wissenschaftliche Erkenntnisse.
Als im April 1990 das Hubble Teleskop startete, war ich gerade einmal sieben Jahre alt und ahnte noch nicht, wie sehr mich dieses Instrument prägen sollte. Je älter ich wurde, je mehr Bilder von Hubble mir in die Finger kamen, umso stärker wuchs die Faszination für die Weiten des Weltalls.
Heute steht Hubble für ein wissenschaftliches Vorzeigeinstrument, dessen unvergleichliche Aufnahmen es geschafft haben, den Enthusiasmus der Physiker für ihre Forschung in die Öffentlichkeit zu tragen - und den ein oder anderen Hobby- oder Profiastronomen hervorzubringen. Neben der Freude über die wundervollen Bilder bin ich immer wieder begeistert davon, wie viel man doch lernen kann, wenn man sich nur ansieht, wieviel Licht mit welcher Farbe aus welcher Richtung kommt. Allein das lehrt uns enorm viel über die Ursprünge, die Struktur, die Objekte und die Physik unseres Universums.
Mehr als 30 Jahre und ein Studium der Astroteilchenphysik später sitze ich nun in meinem Büro unter einer Leinwand mit einer beeindruckenden Hubble-Deep-Field-Aufnahme und verfolge die Missionsdaten des James-Webb-Space-Telescope (JWST), des wissenschaftlichen Nachfolgers des Hubble Teleskops.
Nachdem das JWST Ende Dezember mit einer Ariane 5 Rakete und einer Maximalgeschwindigkeit von 10 Kilometern pro Sekunde auf die Reise geschickt wurde, erreichte es vor wenigen Tagen seinen Einsatzort in 1.5 Millionen Kilometern Entfernung. Dort kann es mit minimalem Treibstoffaufwand und frei von störenden Einflüssen für deutlich über 10 Jahre verweilen. Doch schon auf dem etwa einen Monat dauernden Flug dorthin hat das Teleskop einige wichtige Meilensteine der Mission erreichen können.
Um nichts dem Zufall zu überlassen, durchlief das Teleskop ein umfangreiches Testprogramm. Das Foto zeigt einen Test zum Entfalten. Foto: NASA / Chris Gunn.
Denn zuerst musste sich das Teleskop entfalten. Der Spiegel des JWST ist mit einem Durchmesser von 6,5 m so groß, dass er nicht aus einem Stück, sondern aus 18 kleineren, hexagonalen Elementen zusammengesetzt ist. Um in die Rakete zu passen, mussten einige dieser Segmente eingeklappt werden und konnten erst nach der Trennung des Teleskops von der Rakete in ihre Messposition gefahren werden. Jedes dieser Segmente wird mit eigenen Motoren gesteuert und kann individuell in seiner Höhe und seinem Winkel verstellt werden. Sogar die Krümmung der Spiegel kann auf diese Weise verändert werden. So können auch im Nachhinein noch Korrekturen vorgenommen werden, denn eine Wartungsmission ist aufgrund des enormen Abstands von der Erde ausgeschlossen.