Beim Verglühen gefilmt
Auf dem Bild der Farbkamera ist die letzte Phase des Verglühens mit einer kleinen Leuchtspur und der Explosion des Körpers zu sehen. | © Bild: RiesKraterMuseum

Beim Verglühen gefilmt

7. Juli 2023 | von Thorsten Naeser

Ein seltenes Schauspiel haben die Allsky-Kameras auf dem Dach des RiesKraterMuseums in Nördlingen eingefangen. Sie zeichneten die Laufbahn des Meteors auf, der im Juni über weiten Teilen Bayerns und Tschechiens am Himmel zu sehen war. Die Bilder zeigen um 22:45 Uhr am Nachthimmel eine von Südost nach Nordwest verlaufende, hellgrüne Lichtspur. Diese endete kurz darauf in einem Lichtblitz, als der Meteor verglühte - deutlich heller als der Mond. Das ganze Schauspiel dauerte nicht länger als ein oder zwei Sekunden. Die Explosion am Ende war so hell, dass die Allsky-Kameras auf dem Museumsdach den Meteor als einen großen grellen weißen Fleck zeigen.

„Die grüne Färbung der Lichtspur ist vermutlich auf abgelöste Magnesium- oder Nickelatome des Meteors bei seinem Eintritt in die Erdatmosphäre zurückzuführen,“ erläutert Prof. Stefan Hölzl, Leiter des RiesKraterMuseums Nördlingen. Der Körper war wohl etwa einen Meter groß und drang mit einer Geschwindigkeit von rund 15 Meter pro Sekunde, also über 50.000 km pro Stunde, in die Erdatmosphäre ein. Dort wurde er abgebremst und seine Oberfläche extrem heiß. Abgeschmolzene Partikel reagierten mit den Gasmolekülen der Atmosphäre und erzeugten so das grüne Plasmaleuchten.

Jährlich fallen auf Deutschland etwa 10-20 sogenannte Meteoroide, also kleine Himmelskörper dieser Größenordnung, die durchs All fliegen. Sieht man sie als helle Körper am Nachthimmel, spricht man von Meteoren. Landen diese oder Bruchstücke davon auf der Erdoberfläche, spricht man von Meteoriten.

Die in kurzen zeitlichen Abständen aufgenommenen Bilder der Schwarz-Weiß-Kamera zeigen den außerordentlich schnellen Anflug des Meteors. (Bild: RiesKraterMuseum)

Nur sehr selten gelingt es, solche Ereignisse zu beobachten, weltweit nur etwa ein bis zehn Mal pro Jahr. Die meisten Meteoroide fallen entweder tagsüber, bei schlechtem Wetter oder in sehr einsamen Gegenden. Statistisch betrachtet stellen Meteorite also keine große Gefahr für uns dar.

Ob der nun beobachtete Meteor vollständig verglüht ist, ist noch unklar. Nach Auswertungen seiner Fallkurve und den Beobachtungsdaten könnten möglicherweise ein oder mehrere Bruchstücke des Meteoriten gefunden werden. Im RiesKraterMuseum in Nördlingen können Besucher zwischenzeitlich u.a. die beiden bekannten Meteorite „Neuschwanstein“ und „Chelyabinsk“ bestaunen. Und vielleicht findet ja das ein oder andere Bruchstück des neuesten Ereignisses – falls es je gefunden wird - auch seinen Weg ins Museum.

Alle Bilder auch auf: www.rieskrater-museum.de/leuchtspur-ueber-bayern/