Geheimwaffe Rotlicht
o manche Fische senden tief im Wasser rotes Licht aus. Das verschafft ihnen einige Vorteile im harten Überlebenskampf und bei der Fortpflanzung.
In rund zehn Metern Wassertiefe hat die Farbenpracht wie wir sie an der Erdoberfläche kennen ein Ende. Das Wasser filtert Gelb-, Orange- und Rottöne fast komplett aus dem Sonnenlicht heraus. Die Unterwasserwelt wird zu einem blaugrauen Einerlei.
In dieser farbarmen Umgebung haben einige Fische Tricks entwickelt, wie sie trotzdem eigenständig rotes Licht erzeugen können. Sie setzen es auf der Jagd und bei der Partnerwahl gewinnbringend ein. Das berichten Forscher der Eberhard Karls Universität Tübingen in der Zeitschrift Frontiers in Ecology and Evolution (4, 126, 2016). „Die Tiere verfügen über fluoreszierende Farbzellen, die blaues Umgebungslicht aufnehmen und es als rotes Licht wieder emittieren“, erklärt Professor Nico Michiels, der Leiter der Studie.
Räuber wie Skorpions- oder Plattfische, so vermuten die Forscher, sondern rotes Licht ab, um während der Jagd besser zwischen ebenfalls rot fluoreszierenden Algen getarnt zu sein. „Damit fallen sie viel weniger auf während sie auf ihre Beute lauern“, erklärt Dr. Nils Anthes, Erstautor der Studie. Plankton-fressende Grundeln emittieren rotes Licht vor allem um die Augen herum. Die Wissenschaftler vermuten, dass es dort einem bislang unbekannten Mechanismus dient der mit der Echoortung bei Fledermäusen vergleichbar ist. Dabei trifft das rote Licht auf die Augen winzige Tiere im Plankton und lässt sie aufleuchten. Damit verraten die Tiere ihre Position und werden zu leichter Beute für die Grundeln.
Und zu guter Letzt ist bei der Partnerwahl klar im Vorteil, wer in größeren Meerestiefen über rotes Licht verfügt. Die Forscher glauben, dass durch rote Fluoreszenz Signale verstärkt oder neu erzeugt werden, die von wählerischen Weibchen bevorzugt werden und eine besonders gute genetische Kondition des Männchens anzeigen.
Rotes Licht spielt also unter Wasser eine größere Rolle als bisher angenommen, so die Forscher. „Fische haben wohl im Lauf ihrer Evolution eine ganze Trickkiste entwickelt, um die in ihrer Umwelt deutlich reduzierte Farbpalette aus eigener Kraft zu erweitern“, sagt Nils Anthes.