Kräftig vorwärts gepustet
„Zurück zu den Wurzeln“ heißt es in der Seefahrt. Man besinnt sich wieder auf den Wind als traditionelles Antriebsmittel für Schiffe. | © Fotos: Cargill

Kräftig vorwärts gepustet

8. September 2023 | von Thorsten Naeser

„Zurück zu den Wurzeln“ heißt es in der Seefahrt. Man besinnt sich wieder auf den Wind als traditionelles Antriebsmittel für Schiffe. Das zeigen die ersten Drohnenfotos der „Pyxis Ocean“. Der Frachter wurde mit zwei gewaltigen Segeln ausgestattet. Hoch hinaus erheben sich die Segelflächen über dem Deck des Frachters. Der Wind pustet kräftig und spart so eine Menge Treibstoff.

Die „Pyxis Ocean“ ist zur Pionierin geworden. Auf ihrer Jungfernfahrt hat sie eine komplett neue Segel-Technologie getestet. Sie soll künftig einen modernen Windantrieb für die kommerzielle Schifffahrt ermöglichen. Nachgerüstet mit zwei so genannten WindWings wurde das Schiff von Ingenieur:innen der Firmen Cargill, BAR Technologies, Mitsubishi Corporation und Yara Marine Technologies. Dabei handelt es sich um große Flügelsegel mit einer Höhe von bis zu 37,5 Metern, die auf dem Deck von Frachtschiffen angebracht werden, um die Kraft des Windes zu nutzen. Bei neu gebauten Schiffen sollen sie eine durchschnittliche Treibstoffeinsparung von bis zu 30 Prozent erreichen. In Kombination mit alternativen Treibstoffen könnte diese sogar noch höher ausfallen.

Während der ersten Probefahrt erreichte die „Pyxis Ocean“ nur durch Windkraft knapp zehn Kilometer pro Stunde, berichtet die Zeitung „The Telegraph“. Allerdings sind die Segel nur ein Hilfsantrieb. Sie bestehen, ähnlich wie Windturbinen, aus einem Glasfaserverbundwerkstoff. Das macht sie besonders haltbar. Die Segel erinnern an große Tragflächen. Jedes von ihnen soll pro Tag 1,5 Tonnen Treibstoff einsparen, verspricht BAR Technology. Mit vier Segeln ließen sich so pro Tag etwa 20 Tonnen Kohlendioxid vermeiden.

Weltweit stößt die Schifffahrt etwa 837 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr aus. Das sind rund zwei Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Das Einsparungspotential ist also enorm. Doch angesichts des Ausmaßes der Herausforderung und der Vielfalt der internationalen Schifffahrtsflotte ist es unwahrscheinlich, dass es bald eine gemeinschaftliche Lösung für die Branche geben wird.

Doch Hoffnung besteht. Die Zahl der Schiffe, die von der Energie des Windes unterstützt werden, wächst langsam aber stetig, auch wenn der Anteil noch gering ist. Weniger als hundert Schiffe haben eine windunterstützte Technologie an Bord. Zum Vergleich: Auf den Weltmeeren sind etwa 90.000 Schiffe unterwegs.