Erste Bilder aus der Antarktis
Die Aufzeichnungen und Bilder seiner als Gauß-Expedition bekannten Forschungsfahrt überließ Drygalski dem Leipziger Museum für Länderkunde, dem Vorläufer des heutigen Leibniz Instituts für Länderkunde (IfL). | © Fotos: Leibniz-Institut für Länderkunde

Erste Bilder aus der Antarktis

28. Februar 2025 | von Thorsten Naeser

Anfang des 20. Jahrhunderts war die Antarktis eine „Terra incognita“. Keinem Menschen ist es bis dahin gelungen, ins Innere des weißen Kontinents vorzudringen. Mächtiges Packeis und extreme Witterung vereitelten jeden Vorstoß. Doch das sollte sich ändern. Im Jahr 1901 wurde das „Antarktische Jahr“ ausgerufen. Damit startete ein legendäres Wettrennen. Drei Expeditionen brachen in Richtung Südpolargebiet auf: eine britische unter Robert Falcon Scott, eine schwedische unter Otto Nordenskjöld und eine deutsche unter Leitung des Geografen und Geophysikers Erich von Drygalski.

Für seine Reise stand Drygalski der Großsegler „Gauß“ zur Verfügung. Die brandneue „Gauß“ war eines der ersten Schiffe, die damals als Forschungsschiffe konzipiert wurden. Die „Gauß“ brachte die 32 Teilnehmer der deutschen Südpolarexpedition in die Antarktis. Der Segler war nach dem Vorbild der norwegischen „Fram“ von Fridtjof Nansen konstruiert. Ihr Rumpf konnte im Eis einfrieren ohne zerdrückt zu werden.

Anfang 1902 erreichte die Expedition den subantarktischen Kerguelen-Archipel. Dort blieben einige Forscher zurück, um geomagnetische und meteorologische Beobachtungen durchzuführen.

Die Aufzeichnungen und Bilder seiner als Gauß-Expedition bekannten Forschungsfahrt überließ Drygalski dem Leipziger Museum für Länderkunde, dem Vorläufer des heutigen Leibniz Instituts für Länderkunde

(IfL). Das Archiv umfasst rund 1400 Glasnegative und Papierabzüge. Jetzt hat das IFL mit der Erschließung und Digitalisierung der Antarktisfotos aus dem Bestand begonnen.

Die wissenschaftlichen Aufnahmen zeigen charakteristische Tier- und Pflanzenarten, Gesteine, Eis- und Landschaftsformen. Fotografiert haben Expeditionsteilnehmer auch den Bau der „Gauß“ in den Kieler Howaldtswerken, die An- und Abreise, den Bordalltag auf dem Schiff, die Forschungsarbeit, sowie den Alltag in der Antarktis. Die von einem Fesselballon aufgenommenen Fotos gehören zu den ältesten erhaltenen Luftbildaufnahmen aus der Antarktis.

„Die Bilder besitzen neben ihrer historischen Bedeutung auch eine Relevanz für die heutige Klima- und Umweltforschung“, betont IfL-Archivleiter Bruno Schelhaas. Neben den gletscherkundlichen Motiven zählen dazu viele Fotos vom Gaußberg. Der 371 Meter hohe erloschene Vulkan wurde von der Expedition entdeckt und dient bis heute als Orientierungspunkt und geodätische Markierung.

Die historischen Aufnahmen sind im Internet abrufbar unter:

ifl.wissensbank.com/esearcha/browse.tt.html