Der Lauf der Sonne
odernste Beobachtungsinstrumente des Universums treffen auf uralte Kameratechnik. Dieses ungewöhnliche Bild haben D. López Calvin und J. C. Muñoz Mateos mit einer Lochkamera aufgenommen. Dazu belichteten die beiden Fotografen von der Europäischen Südsternwarte ESO das Bild rund acht Monate.
Die hohe Struktur im Vordergrund ist der „Seeing-Monitor“, der das Funkeln der Sterne aufgrund der atmosphärischen Turbulenzen misst. Die Kuppeln in der Mitte links sind Teil des Very Large Telescope, und die ganz rechts gehört zum VLT Survey Telescope.
Die hellen farbigen Linien wurden von der Sonne erzeugt, die sich im Laufe des Tages über den Himmel bewegte und eine Spur auf dem Fotopapier in der Lochkamera hinterließ. Die Kamera war nach Westen ausgerichtet, daher sehen wir hier Hunderte von Sonnenuntergängen. Aber da sich die Erde um die Sonne bewegt, geht die Sonne jeden Tag an einem anderen Punkt am Horizont unter. Der kürzeste Bogen ganz rechts im Bild entspricht der Wintersonnenwende, wenn die Sonne ihren niedrigsten Stand erreicht. Von diesem Zeitpunkt an bewegt sich die Sonne Tag für Tag nach Süden, in diesem Bild nach links. Die Bögen werden länger und höher. Dann, zur Sommersonnenwende, erreicht die Sonne ihren höchsten Punkt, der in diesem Bild nicht sichtbar ist, und zieht den längsten Bogen nach links.
Die dunklen Linien sind auf Wolken zurückzuführen, die die Sonne abdunkeln. Zum Glück für die Astronom:innen hat das Paranal-Observatorium mehr als 300 klare Tage im Jahr, daher die wenigen dunklen Streifen in diesem Bild.